Im konventionellen Umgang mit Pferden halten sich hartnäckig einige veraltete Aussagen, Glaubenssätze und Trainingsansätze, die oft Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd fördern. Diese Mythen beeinflussen nicht nur den Alltag mit unseren Pferden, sondern auch die Art, wie wir ihre Sprache und ihr Verhalten deuten. Mithilfe der nativen Pferdesprache, die auf feinen Signalen und tiefem Verständnis basiert, können wir diese Missverständnisse aufdecken und einen harmonischeren Weg im Zusammensein mit unseren Pferden einschlagen. In diesem Beitrag beleuchte ich 10 weit verbreitete Mythen und zeige Wege auf, wie wir von diesem Standpunkt aus, zurück zur wahren, inneren Natur der Pferde gelangen.
WICHTIG:
Da ich hier nur die wichtigsten Aspekte anspreche und mich so kurz wie möglich halte, werden manche Themen zwangsläufig nur oberflächlich behandelt, obwohl sie eigentlich mehr Tiefe erfordern. Sieh diese Mythen eher als Denkanstoß oder als eine Möglichkeit, dich in deinen eigenen Überlegungen wiederzufinden. Jeder Mythos könnte noch einmal in einem eigenen Blog-Eintrag ausführlich behandelt werden, da es zu jedem Thema noch so viel mehr zu sagen gibt.
Deshalb lade ich dich ein, nicht an einzelnen Details hängen zu bleiben, sondern vielleicht zu reflektieren: „Warum beschäftigt mich genau dieser Punkt so sehr? Warum löst gerade das, was hier steht, solch eine Reaktion in mir aus?“ Möglicherweise wurde hier ein wunder Punkt getroffen, ein tief sitzender Glaubenssatz? Mein Ziel ist es, dich zum Hinterfragen zu ermutigen und dich für alternative, naturnahe Wege zu öffnen.
Inhalt
Mythos 01
Dominanz ist der Schlüssel zur Führung
Auch wenn diese Aussage bereits immer öfter revidiert wird, hält sich dieser Mythos nach wie vor. Viele glauben, dass man Pferden ständig zeigen muss „wer der Boss ist“, um respektiert zu werden. Dominanz wird oft als zentraler Bestandteil der Pferdeerziehung gesehen. Heutzutage wird es zwar etwas harmloser ausgedrückt: "Um dem Pferd echte Sicherheit zu geben, damit es sich entspannen kann, braucht es eine Führungsperson die es in allem anleitet". So wird dominantes Verhalten durch den Menschen gerechtfertigt. Des weiteren wird immer wieder erklärt, dass das dominante Pferd in der Herde das Sagen hat und damit auch andere Pferde bewegt - weshalb sich auch der Mythos "Wer bewegt wen" nach wie vor hält. Doch heute wissen wir, dass eine funktionierende Herde keine Hierarchie bzw. Hackordnung ist. Sie ist so strukturiert, dass jedes Pferd eine zum Charakter passende Aufgabe hat. Das Konzept der Dominanz existiert bei Pferden nicht so, wie es oft verstanden wird (Hier kannst du mehr darüber lesen). Es gibt höchstens eine Ressourcen-Dominanz, die jedoch fast ausschließlich in Gefangenschaft auftritt. In freier Wildbahn haben Pferde in der Regel freien Zugang zu allem, was sie brauchen, wodurch solche Konflikte gar nicht erst entstehen.
Der Schlüssel zur Führung ist Authentizität, klare und faire Kommunikation und dadurch Vertrauensaufbau (hier kannst du dir dazu ein Video von mir ansehen). Jedoch möchte ich anmerken, dass Führung nicht alles ist. Es ist gut, ein so großes Vertrauensverhältnis zu haben, dass wir ohne Probleme jederzeit die Führung übernehmen können, wenn es in unserer komplexen Menschenwelt nötig ist - aber wichtiger ist, dass die Beziehung durch Quality-Time aufrecht erhalten wird. Und dazu gehört auch einmal, sich vom Pferd führen zu lassen :)
Mythos 02
Dein Pferd testet dich - es stellt deine Führung in Frage!
Wenn Pferde nicht sofort auf Kommandos reagieren, etwas ganz anderes machen, als verlangt wird oder sich regelrecht wehren, wird oft gesagt, dass das Pferd einen testet oder gar "verarscht". Als Grund wird erklärt, dass es den Menschen nicht als dominanter sieht, respektlos ist und selbst die Führung in Anspruch nehmen möchte. Doch das stimmt so überhaupt nicht. Warum Pferde manchmal stur sind, nicht reagieren oder sich sogar wehren, hat ganz andere Gründe. Denn warum sollte ein Pferd die Dominanz in Frage stellen, wenn es dieses Konzept so gar nicht versteht?
Warum das Pferd also manchmal so wirkt, als würde es seinen Menschen testen, hat folgende Gründe: Entweder der Mensch kommuniziert nicht klar genug in der nativen Pferdesprache. Es werden künstliche Trainingsformen angewendet, die zwar der Mensch versteht, aber für das Pferd nicht greifbar sind. Und schon kommt es zu Missverständnissen. Oder - und das kennst du sicher schon - das Pferd hat Schmerzen, wenn es etwas bestimmtes ausführen soll. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist der, dass die innere Haltung und Absicht sowie die Energie des Menschen nicht kongruent zu dem sind, was dieser vom Pferd verlangt (Häufig ist das bei Distanzproblemen der Fall, deswegen gibt es darüber auch einen Blog-Eintrag). Oder das Pferd sagt einfach "Nein", weil es sich gerade einfach nicht danach fühlt. Aber wisse, dass es damit nicht seinen Menschen von einem unsichtbaren Thron stoßen will. Nur weil ein Pferd etwas nicht möchte, heißt es nicht, dass es seinen Menschen in Frage stellt, die Beziehung schlecht ist oder etwas ähnliches.
Mythos 03
Sofortige Reaktion = tiefes Vertrauen
Wenn Pferde super fein sind, sofort auf ihren Menschen reagieren und vielleicht sogar noch unglaubliche Dinge mitmachen, wird häufig davon ausgegangen, dass das Pferd seinem Menschen tief vertraut und die beiden eine ganz tolle Beziehung haben. Doch hier müssen wir hinter die Kulissen sehen. Damit Pferde ohne nachzudenken reagieren, braucht es ein gewisses Training (da es dazu verschiedene Methoden gibt, möchte ich nicht zu ausführlich darauf eingehen), was aber nicht zwangsweise dazu führt, dass die Beziehung und das Vertrauensverhältnis deswegen so tief wird. Das sind zwei Paar Schuhe. Klar kann das eine das andere bedingen - aber eine sofortige Reaktion des Pferdes ist kein Beweis für Vertrauen. Im Gegenteil: oft kann das ein Zeichen von Angst vor Konsequenzen sein, oder Stress bzw. der Erwartungshaltung / Erregung für den nächsten Dopamin-Kick (dazu später mehr).
Tiefes Vertrauen erkennst du zum Beispiel daran, wenn dein Pferd dich gerne von sich aus sucht, in deiner Nähe sein bzw. Gras oder Heu fressen möchte. Wenn es dich entspannt beobachtet. Sich gut von dir regulieren lässt, wenn es mal etwas aufgeregt war. Und vor allem indem es weiß, dass es Zeit hat nachzudenken. Indem es sich nicht gestresst fühlt, wenn es etwas "ausführen" soll. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, warum Pferde keine Reaktiven sondern Kognitive Lebewesen sind, würde ich dir gerne ein ganz tolles Buch empfehlen: Equus Lost.
Mythos 04
Pferde verstehen Belohnung nur durch Futter
In der Positive Reinforcement Szene wird mit Futtergabe als Form der Belohnung gearbeitet. Natürlich kann das stark dazu beitragen, dass das Pferd das vorher gezeigte Verhalten nun öfter wiederholen wird. Das bedeutet aber nicht, dass das Pferd wirklich verstanden hat, weshalb es die Übung oder das Verhalten machen soll, sondern diese lediglich als Mittel zum Zweck gesehen werden, nämlich um Futter zu bekommen. Es ist in diesem Sinne also keine Belohnung für das Pferd wie wir das aber suggerieren. Auch eine Pause nach dem Herumschicken (Strafe/Strafmaßnahme) ist keine Belohnung für das Pferd.
Eine echte Belohnung für Pferde ist die gemeinsame Freude. Wenn alles fließt. Bestärkung und Bestätigung durch tiefgreifende (emotionale) Nähe. Wenn sie unsere puren Emotionen spüren. Echte Belohnungen sind für Pferde auch Selbst belohnende Erfahrungen. Geht es zum Beispiel durch einen Slalom oder hebt die Beine über einen hohen Baumstamm und fühlt sich dabei wirklich in den Körper hinein, dann wird es feststellen, dass das sich Biegen gut tut, das Beine heben, das Bauchmuskelanspannen oder das Rücken heben ebenfalls gut tun. Oder wenn es sich zeigen darf, frei versammelt, weil es auch stolz auf sich selbst ist, weil es von seinem Menschen in seiner wahren, inneren Natur gefördert wird. Belohnende Gefühle entstehen durch Beziehung und sich gemeinsam an den Dingen zu erfreuen.
Mythos 05
Leckerlies machen das Training für Pferde freudiger
Jeder, der das schon einmal ausprobiert hat, hat bestimmt schon festgestellt, wie einfach es ist, mit einem Pferd zu arbeiten, wenn es bei jedem Schritt mit Leckerlies belohnt wird. Plötzlich ist es so motiviert, weicht einem kaum mehr von der Seite oder ist so voller Tatendrang, dass es eine Übung nach der anderen, ganz von alleine zeigt. Natürlich hat es auch seine Schwierigkeiten - die möchte ich überhaupt nicht abstreiten. Dass die Pferde nicht zum Bettelmonster werden, da braucht es Höflichkeitstraining usw. Und natürlich ist auch nicht jedes Pferd mit Futter motivierbar - aber gehen wir mal davon aus. Im ersten Moment wirkt es natürlich so, dass die Pferde mehr Spaß daran haben, weil sie plötzlich so engagiert sind. Schaut man ihre Körpersprache, Gestik und Mimik aber genauer an, wird man feststellen, dass es viele Stressmarker gibt. Viele Anzeichen für Dopamin-Kicks - bis hin zu Suchtverhalten. Nicht bei jedem Pferd. Aber leider sehr, sehr häufig...
Freude können wir auch ganz anders in gemeinsame Aktivitäten bringen. Nichts ist schöner für ein Pferd, als wenn es pur verstanden wird. Wenn aus dem Zusammensein am Platz ein freier Tanz wird. Wenn mal der Mensch initiiert und mal das Pferd. Wenn der Mensch feinfühlig in der nativen Pferdesprache kommuniziert, keine Grenzen überschreitet oder unklare Anweisungen gibt. Wenn er das "Nein" eines Pferdes akzeptiert und respektiert. Wenn nichts erzwungen wird und man sich an der inneren, wilden Natur des Pferdes orientiert. Und vor allem, wenn der Mensch nicht aus seinem eigenen Ego heraus arbeitet (nur Dinge tun, die ihm/ihr selbst Spaß machen), sondern wenn er die wahre Essenz seines Pferdes erkennt und die Aspekte weiter kreativ fördert, die bereits als Talente und Fähigkeiten im Pferd angelegt sind und somit Schwächen viel besser aufgefangen werden können.
Mythos 06
Der Mensch darf keine Angst zeigen
Nach wie vor immer wieder in Filmen zu sehen und ebenfalls häufig unter Pferdemenschen weiterhin ein hartnäckiger Mythos. Daraus entstehen Coping-Mechanismen, indem der Mensch bei Angst sehr streng wird, vielleicht sogar zuschlägt oder sehr rabiat ist. Oder es wird gesagt, dass wenn man als Mensch Angst zeigt, das Pferd auch Angst bekommt. Natürlich kann man sich immer gegenseitig aufschaukeln, aber wichtig ist es auch in unseren Emotionen authentisch zu bleiben. Wenn man Angst fühlt, dann ist diese nun einmal da. Wir strahlen das aus und auch unsere Körpersprache, die Muskeln, unser Geruch zeigen es dem Pferd überdeutlich. Dann drüber zu gehen und so zu tun, als wäre das nicht so, ist für das Pferd so viel schlimmer, als wenn wir ehrlich zeigen, dass wir Angst haben. Wenn wir drüber gehen, treffen wir schlechte Entscheidungen. Für das Pferd werden wir unberechenbar und es versteht uns nicht mehr. Versteht nicht, warum wir uns so komisch verhalten.
Besser ist, zu lernen mit Angst umzugehen. Strategien zu entwickeln, wie man sich kurz aus der Situation lösen kann, um sich zu regulieren. Oder generell erst einmal Aktivitäten zu meiden, die einen noch zu sehr ängstigen und lieber Routinen etablieren sowie das gemeinsame Vertrauens-Fundament stärken. Solltest du einmal Angst verspüren, drücke es nicht weg. Sprich es laut gegenüber deinem Pferd aus, dass du gerade Angst verspürst - das wirkt wirklich Wunder. Das ehrliche Zugeben. Das ist keine Schwäche - sondern eine immense Stärke. Und das wirst du fühlen. Das wird auch dein Pferd fühlen. Nichts schwingt höher und stärker als Authentizität. Das wird euch helfen, auch schwierige Situationen fair und einfühlsam zu bewältigen.
Mythos 07
Man darf generell keine Emotionen zeigen
Gerade im Horsemanship wird häufig davon gesprochen, Kommandos oder andere Dinge immer emotionslos auszuführen. Für Pferde, die rein über Gefühle und Emotionen kommunizieren, ist das echt fatal. Sie brauchen die emotionalen Zusammenhänge. Wenn zum Beispiel ein Pferd (A) dösen will und sich ein anderes (B) sehr nah dazustellen will, fühlt Pferd A in sich hinein, ob sich das gerade gut anfühlt. Wenn es Pferd A zu nah ist, legt es die Ohren zu Pferd B an. Pferd B erkennt dadurch nicht nur, dass Pferd A die Ohren anlegt und will, dass es Platz macht, sondern spürt auch, dass es Pferd A so unangenehm ist. Also das Warum hinter den Ohren anlegen. Schon ist es ein ganzer Satz. Nicht nur: "Hau ab" - sondern: "Geh weg, das ist mir zu nah, ich fühle mich unwohl". Wollen wir nicht auch von Mensch zu Mensch so kommunizieren? Warum also nicht auch mit unseren Pferden?
Also anstatt alles emotionslos zu machen und zu unterdrücken, lass sie heraus. Natürlich alles in organischen, fließenden Bewegungen. Keine hektischen, explosiven. Wichtig ist immer eine klare, fließende und vorhersehbare Körpersprache zu zeigen und darin dann deine ehrlichen Emotionen hineinfließen zu lassen. Kommt dein Pferd also zu nah und du fühlst: "Das ist mir zu nah, ich fühle mich dabei nicht so wohl", dann spreche es vielleicht auch erst einmal laut aus, während du entweder als Vorbild weggehst und somit den Raum frei gibst, oder rechtzeitig kommunizierst, dass das Pferd erst gar nicht so nah kommen soll. Wichtig ist, dass es auch wirklich aus dir heraus kommt und nicht, weil allgemein gesagt wird, dass Pferde nicht in den eigenen Raum kommen sollen :)
Mythos 08
Pferde spiegeln nur ihren Menschen wider
In einigen spirituellen Pferde-Bubbles oder auch in den einen oder anderen Pferdegestützten Coachings wird sehr stark davon ausgegangen, dass das Pferd den Menschen komplett widerspiegelt. Egal welches Verhalten es zeigt, welche Krankheiten es bekommt oder wie die Persönlichkeit ist - alles soll etwas mit dem Besitzer zu tun haben. Schwierig, weil man damit dem Pferd abspricht, eine eigene, unabhängige innere Welt zu haben. Ja, wir stehen in Beziehung und damit in gewissen Dynamiken bzw. Wechselwirkungen. Aber dennoch können Verhaltensweisen, Krankheiten oder Persönlichkeitsaspekte auch einfach unabhängig vom Besitzer existieren. Es muss nicht immer etwas mit dem Menschen zu tun haben. Auch eine sehr große Last, die der Mensch mit sich herumträgt, wenn man immer davon ausgeht, dass das (Innen) Leben eine direkte Auswirkungen auf alles im Pferd haben soll.
Pferde bringen ihre ganz eigene Geschichte mit. Sie können wie wir durch ihre früheren Kindheitserfahrungen durch andere Pferde oder Menschen traumatisiert werden. Sie können aber auch wundervolle Erfahrungen gesammelt haben und einen starken Charakter entwickeln. Letztendlich sind sie von der Bandbreite an Erfahrungen genauso betroffen wie wir. Sie sind komplexe, eigenständig denkende Wesen, die eine kunterbunte Innenwelt haben. Sprechen wir ihnen das nicht ab, indem wir sie zum Spiegel des Menschen degradieren. Und natürlich können wir durch die Wechselwirkungen und Dynamiken sowie Verhaltensweisen uns gegenüber so vieles lernen - wir müssen das nur anders betrachten, mehr Komplexität und Nuancen mit hinein bringen. Das Pferd - wie den Menschen - als Individuum in der Beziehung sehen.
Mythos 09
Ich darf keine Fehler machen, sonst leidet die Beziehung
Vielleicht kennst du auch das + oder - Punkte System? Wenn du etwas richtig machst, baust du beim Pferd Plus-Punkte auf und wenn du was falsch machst, baust du diese wieder ab - oder baust sogar Minus-Punkte auf... Ein schwieriges und stressiges System, indem "Fehler" als schlecht bewertet werden, anstatt als Erfahrungen, die zum offenen reflektieren einladen. Pferde sind nicht so einfach gestrickt. Es gehört sehr viel mehr dazu, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, als nur "perfekt" zu handeln bzw. zu sein.
Pferde gehen genauso über Sympathie wie wir Menschen. Wir können also so einiges "verkacken", aber unser Pferd findet uns nun mal sympathisch und bleibt an unserer Seite. Stell dir vor, du bist in einer Beziehung mit einem Menschen. Dieser handelt und sagt für dich immer das Richtige. Aber ihr streitet nie. Es kommen nie Konfliktherde auf. Wo ist da dann der Entwicklungsanreiz? So wie Pferde sich mal doof verhalten können, können wir das auch, weil wir genauso aus unbewussten Verletzungen heraus handeln, nicht nachdenken oder schlicht Dinge einfach nicht wissen. Dann entsteht ein Konflikt oder der Mensch macht körpersprachlich ein paar Fehler und das Pferd fühlt sich missverstanden. Ok. In diesem Moment. Aber das führt nicht automatisch dazu, dass dann die ganze Beziehung daran kaputt geht. Im Gegenteil: Ihr erkennt Defizite, werdet aufmerksam auf Bedürfnisse, die vorher nicht erkannt wurden. Grenzen werden erkannt oder neu gezogen. Ihr lernt euch also so viel tiefer und ehrlicher kennen - nicht nur gegenseitig sondern auch jeweils sich selbst. Das ist genauso wertvoll, wie harmonische, "fehlerfreie" Zeiten. Es braucht beide Pole - beides ist wichtig. Während Harmonie die Beziehung vertieft, bringt Disharmonie und die daraus resultierenden Lerneffekte die Beziehung auf ein neues Level.
Mythos 10
Wer Hilfe sucht, hat versagt
Gerade in der Pferdeszene herrscht oft ein sozialer Druck, alles alleine schaffen und wissen zu müssen. Man hat das Gefühl, dass nur das, was man selbst gelöst hat, wirklich wertvoll ist. Pferdemenschen stehen häufig unter dem Anspruch, in allen Bereichen ein Vollprofi sein zu müssen, um von anderen ernst genommen zu werden. Unerfahrene Pferdemenschen werden schnell belächelt, mit ungefragten Ratschlägen überschüttet oder gar ausgegrenzt, wenn sie Unsicherheit zeigen oder anderer Meinung sind. Das führt dazu, dass viele sich schämen, wenn sie mit ihren Pferden nicht (mehr) zurechtkommen. Die Angst, von anderen beobachtet oder verurteilt zu werden, wächst.
Dabei zeigt gerade das frühzeitige Suchen von Unterstützung wahre Stärke. Es geht nicht darum, Fehler zu vermeiden oder Schwächen zu verbergen, sondern darum, den Mut zu haben, tiefer in die Kommunikation mit dem Pferd einzutauchen. Hilfe kann bereits dann wertvoll sein, wenn man die Beziehung vertiefen möchte, selbst wenn aktuell keine Probleme bestehen. Und auch wenn es Herausforderungen gibt, hat das nichts mit Versagen zu tun – es ist ein Schritt hin zu einer noch stärkeren Partnerschaft.
Ob kleine Fragen oder größere Herausforderungen – ich freue mich darauf, dich und dein Pferd auf eurer Reise zu unterstützen. Selbst erfahrene Pferdemenschen verlieren manchmal den Blick für die feinen Details, und genau hier könnte euch zum Beispiel eine Online Videoanalyse helfen. Sieh dich gerne auf unserer Angebots-Seite um, vielleicht ist da ein passender Weg für dich und dein Pferd dabei :) - Zu den Angeboten.
Ich freue mich auf dich und bis bald,
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